""Erscheinungen" bei Othmar Peter Hartmann
Wien [ENA] Othmar Peter Hartmann hat immer auch Körper als "Erscheinungen" aus seinen Bildern hervortreten lassen. Auch in der Malerei kann man das "Überirdische" mit Farben, Lichtreflexen und Formen darstellen oder andeuten. Die sacrale Kunst hat sich dieser technischen Möglichkeiten immer wieder bedient.
Damit wurden künstlerische Darstellungen von überirdischen Wundern auch stellvertretend für das kanonisierte Heiligtum zugelassen oder auch im Symbolismus esoterisch interpretiert. Im Bildwerk drängt immer auch das Geistige zur Formwerdung, wird aber durch die Intentionen des Künstlers sowohl gebrochen, als auch relativiert. Das Ölgemälde "Erscheinung", hauptsächlich in Orangetönen gemalt und durch Weiß akzentuiert, ist wahrscheinlich nicht als sacrales Motiv von Hartmann intendiert, wobei die Übergänge fließend sind, da ja Lichtgestalten oft als Überirdisch empfunden werden. Und doch kann es sich dabei auch nur um Körper handeln, die aus einem gedämpften Sonnenlicht heraustreten, oder von einem Feuerschein beleuchtet werden.
Doch die weiße Akzentuierung, die fast wie ein Heiligenschein die Körper kühl umstrahlt, lässt Fragen offen. Ist es ein aussergewöhnliches weißes Licht, dass auf etwas Übernatürliches hindeutet, oder ist es nur eine Kontrastfarbe? Das Bildnis, 1973 gemalt, ist stilmäßig modern angelegt. Der Pinselstrich ist kühn und schnell und lässt das Unfertige als stilistisches Mittel gelten, wobei aber immer noch die Formensprache der Renaissance erkennbar ist. Die zwei Gestalten stehen dicht hintereinander und die erste, deren wallende Kleidung angedeutet ist, könnte eine Frau sein. Damit wäre als Motiv auch ein Liebespaar möglich, dass im Feuer ihrer Leidenschaft den Kosmos zum Erglühen bringt. Herrlich, was Bilder imstande sind auszudrücken!