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Nie wieder Krieg ein Bild von Käthe Kollwitz

Verantwortlicher Autor: Filmteam goldecken.tv Wesel (Niederrh.), 06.07.2022, 09:28 Uhr
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1924 schuf Käthe Kollwitz ihr Kunstwerk „Nie wieder Krieg“
1924 schuf Käthe Kollwitz ihr Kunstwerk „Nie wieder Krieg“  Bild: Käthe-Kollwitz-Museum

Wesel (Niederrh.) [ENA] Käthe Kollwitz – die populäre Malerin und Bildhauerin wäre am 8. Juli 155 Jahre alt geworden 1924 schuf Käthe Kollwitz ihr Kunstwerk „Nie wieder Krieg“. Heute, knapp 100 Jahre später, könnte ihr mit Pinsel und Kreide gestaltetes Plakat aktueller nicht sein.

Das Original befindet sich im Käthe-Kollwitz-Museum in Köln. Lebensweg der begnadeten Künstlerin Käthe Kollwitz, geborene Schmidt, wurde am 8. Juli 1867 in Königsberg (dem heutigen Kaliningrad in Russland) geboren. Bereits mit 14 Jahren wurde die talentierte junge Frau von dem Maler Gustav Naujok und dem Kupferstecher Rudolf Mauer im Fach Zeichen unterrichtet. 1885 zog es die damals 18-Jährige nach Berlin, wo sie an der Damenakademie des Vereins der Berliner Künstlerinnen eine Malklasse besuchte. Dort wurde sie unter anderem von dem Schweizer Maler Karl Stauffer-Bern unterrichtet. Mit dem Schriftsteller Gerhard Hauptmann und dem Dichter Arno Holz verkehrte sie in gleichgesinnten Künstlerkreisen.

1886 kam sie nach Königsberg zurück und wurde Schülerin des Malers Emil Neide an der Kunstakademie Königsberg. Kurz darauf führte sie ihre Ausbildung nach München, wo sie Schülerin des namhaften Malers und Kunstpädagogen Ludwig Herterich wurde. 1891 heirate Käthe ihren langjährigen Verlobten Karl Kollwitz. Das junge Paar zog nach Berlin in den Bezirk Prenzlauer Berg und gründete eine Familie. Die Söhne Hans und Peter kamen 1892 und 1896 zur Welt. In der Zeit von 1898 bis 1903 erhielt Käthe Kollwitz einen Lehrauftrag an ihrer ehemaligen Universität, der Damenakademie des Vereins der Berliner Künstlerinnen. Den ersten großen Erfolg feierte die Künstlerin mit ihrer Teilnahme an der Großen Berliner Kunstausstellung 1898.

Die Radierfolge „Ein Weberaufstand“ begeisterte den bekannten Maler Max Liebermann derart, dass er Kollwitz noch im selben Jahr für die Auszeichnung der kleinen goldenen Medaille vorschlug. Für Kaiser Wilhelm II. war die moderne Kunstrichtung jedoch nichts als „Rinnsteinkunst“. Mit dem Maler und heutigen Ehrenbürger der Stadt Berlin Otto Nagel verband Käthe Kollwitz eine enge Freundschaft. 1901-1908 entstand der Zyklus „Bauernkrieg“. 1907 erhält sie den Villa-Romana-Preis als herausragende Künstlerin aus Deutschland. 1910 begann sie ihre Ausbildung zur Bildhauerin.

Krieg und Verlust spiegeln sich in ihren Werken wieder 1914 fällt ihr jüngerer Sohn Peter, der sich freiwillig für den Dienst an der Front im Ersten Weltkrieg gemeldet hatte. Mit der Skulptur „Trauerndes Ehepaar“ drückte Käthe Kollwitz ihre Trauer über den Verlust des Sohnes aus. Seit 1932 steht dieses Werk auf der Kriegsgräberstätte Vladsloh in Belgien. 1919 wurde sie als erste Frau ordentliches Mitglied der Preußischen Akademie der Künste und gleichzeitig zur Professorin ernannt. Bis 1924 gehörte Kollwitz, gemeinsam mit zahlreichen Intellektuellen aus aller Welt, dem Zentral- bzw. Auslandskomitee der kommunistischen Internationalen Arbeiterhilfe (IAH) an.

Für den Mitteldeutschen Jugendtag der sozialistischen Arbeiterbewegung in Leipzig gestaltete Käthe Kollwitz 1924 das Plakat „Nie wieder Krieg“, das ein Leitbild der Friedensbewegung nach dem Zweiten Weltkrieg werden sollte. 1927 stand Käthe Kollwitz im Alter von 60 Jahren im Zenit ihres Ruhmes. Galerien in New York, Genf und Moskau stellten ihre Werke aus. 1928 wurde Käthe Kollwitz die Leitung des Meisterateliers für Graphik an der Preußischen Akademie der Künste in Berlin übertragen. 1929 erhielt sie als erste Frau am 29. Mai den Orden „Pour le Mérite für Wissenschaften und Künste“. Der Orden wurde 1842 von dem preußischen König Friedrich Wilhelm IV. gegründet.

Heute steht der elitäre Orden unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten. Rund achtzig ausgewählte, internationale Künstler*innen und Wissenschaftler*innen gehören dem Orden an. Widerstand gegen den Nationalsozialismus 1931 unternehmen Käthe Kollwitz, Heinrich Mann und Albert Einstein einen Versuch, die Wahl der nationalsozialistischen Partei in Deutschland aufzuhalten. Unter der Überschrift „Dringender Appell“ riefen sie zur Kooperation der damaligen Parteien KPD und SPD auf. Mit den Namen von 33 Unterzeichner*innen, darunter auch Karl Kollwitz, Erich Kästner, Ernst Toller und Arnold Zweig, wurde der Aufruf nur von dem „Internationalen Sozialistischen Kampfbund“ in der Zeitung „Der Funke“ veröffentlicht, aber in Berlin plakatiert.

Dieser Widerstand hatte zur Folge, dass Käthe Kollwitz und Heinrich Mann zum Austritt aus der Preußischen Akademie der Künste gezwungen wurden. Albert Einstein verließ 1932, aufgrund der besorgniserregenden, politischen Verhältnisse, Nazi-Deutschland. 1934 arbeitet die Künstlerin an der letzten druckgraphischen Folge „Tod“, die sie 1937 abschließt. 1936-37 wurden auf Anweisung des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda, Bilder und Werke von Kollwitz aus Ausstellungen entfernt oder ausgetauscht. 1938 erlebt Käthe Kollwitz hautnah mit, wie die jüdische Familie ihrer Schwester Lisbeth Stern verfolgt wurde. Fassungslos durchlebt sie die Geschehnisse der Reichspogromnacht am 9. November.

1940 stirbt Karl Kollwitz am 9. Juli. In der Kleinplastik „Abschied“ (vollendet 1941), gibt Käthe Kollwitz dem Verlust ihres Mannes Gestalt. 1942 fällt ihr Enkel Peter am 22. September an der Ostfront bei Rschew (etwa 200 km westlich vor Moskau). 1944 folgt Käthe Kollwitz der Einladung des Prinzen Ernst Heinrich von Sachsen nach Moritzburg bei Dresden. Sie bezieht dort zwei Zimmer im Rüdenhof (seit 1995 ist das Gebäude Gedenkstätte für die Künstlerin). Am 22. April 1945, wenige Tage vor Kriegsende, stirbt Käthe Kollwitz in Moritzburg. In der Broschüre „WEGgefährtinnen der Stadt Wesel“ wird an die große Künstlerin Käthe Kollwitz als eine von 33 Frauen erinnert, nach denen Straßen in Wesel benannt sind.

Im September 2020 haben Bürgermeisterin Ulrike Westkamp und die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Wesel, Regina Lenneps, die Broschüre „WEGgefährtinnen der Stadt Wesel“ vorgestellt. Wer sich selbst ein Bild von der Broschüre machen möchte, kann sich kostenlos in der Stadtinformation (Großer Markt 11, 46483 Wesel) und im Rathaus, Gleichstellungsstelle vor Zimmer 116 (Klever-Tor-Platz 1, 46483 Wesel) ein Exemplar abholen oder auf der städtischen Internetseite, www.wesel.de, digital herunterladen.

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